Müssen Psychotherapeuten selbst eine Therapie machen?

  Aus der Tradition der Psychoanalyse sind inzwischen für alle Verfahren 100 Stunden Selbsterfahrung gesetzlich vorgesehen. Sie teilen sich auf in 50 Stunden Einzelselbsterfahrung und 50 Stunden Gruppenselbsterfahrung. Dies trifft nun auch für die Verhaltenstherapie zu, selbst wenn hier der konzeptionelle Sinn und Aufbau durchaus zu hinterfragen ist. Zudem wird bei Verhaltenstherapeuten dieser wichtige Aspekt leider etwas zu locker gehandhabt. Spitzenreiter sind in diesem Feld nach wie vor die Psychoanalytiker und manche Tiefenpsychologen. Sie unterziehen sich immer noch einer mindestens 150 Stunden andauernden Lehranalyse. An diesen Standard reichen leider meistens nur noch Kollegen heran, die ihre Selbsterfahrung persönlich vorangetrieben haben oder sich bewusst für eine Fortführung ihrer Analyse entschieden haben.
Bei der Ausbildung der Heilpraktiker wird leider ebenfalls auf eine Lehranalyse nur wenig Wert gelegt. In manchen Instituten für heilpraktische Psychotherapeuten werden nur einige Stunden Gruppenselbsterfahrung angeboten. Über den Erwerb von formalen Qualifikationen hinaus kommt es sehr darauf an, dass sich der Therapeut eine gute psychotherapeutische Kompetenz aneignet. Das umschließt meist einen persönlichen Entwicklungsprozess, der nicht genau planbar oder vorherzubestimmen ist.
Dabei ist dies für den Therapeuten und den Patienten gleichermaßen wichtig. Durch die eigene Analyse soll sich der Therapeut seiner eigenen psychologischen Struktur bewusst werden. So kann er die eigenen Prozesse von denen des Patienten besser trennen und abgrenzen. Gleichzeitig wird der Patient auch davor geschützt, dass der Therapeut seine eigen Anliegen und Themen mit den beruflichen Angelegenheiten vermischt. 
 

Wie sind die Psychotherapeuten eigentlich ausgebildet?

  Um als Psychotherapeut arbeiten zu dürfen, bedarf es mindesten eines erfolgreich absolvierten Studiums in den Fächern Medizin, Psychologie (mit klinischer Psychologie) oder Pädagogik. Danach folgt eine aufwändige und langjährige Zusatzausbildung. Sie findet an freien Instituten statt, nach der Überprüfung der persönlichen Eignung, oder inzwischen vermehrt auch an Universitäten.
Die Weiterbildung für Psychologen und Pädagogen umfasst derzeit Praktika im Umfang insgesamt 1.800 Stunden, mindesten 600 Behandlungsstunden unter Supervision, manchmal sogar bis zu 800 Stunden. Hinzu kommen noch einmal ca. 2.500 Stunden an Vorlesungen, Seminaren und einer Selbsterfahrung. Es ist selbst bei einem zügigen Ablauf der Ausbildung mit einer Weiterbildungszeit von fünf bis sechs Jahren zu rechnen.

Für ärztliche Psychotherapeuten gelten hier deutliche Vereinfachungen und Verkürzungen. Das bewirkt natürlich qualitative Unterschiede in der Ausbildung, was nicht gerne öffentlich zugegeben wird. Je nach Verfahren, Schwerpunkt und Ausbildungsinstitut schwanken die Anforderungen in den immer umfangreicheren theoretischen Seminaren und Ausbildungselementen. Die umfangreichste Ausbildung erfahren immer noch die Psychoanalytiker, gefolgt von den Tiefenpsychologen und insbesondere den Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.
Alle Psychotherapeuten werden im Staatsexamen einer einheitlichen Prüfung unterzogen und erhalten mit der Approbation, wie Ärzte, die Erlaubnis, Heilbehandlungen anzubieten und durchführen zu dürfen.  
 

Was genau sind Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie?

  Ungünstig und verwirrend wird Deutschland mit Begriffen und Berufsbezeichnungen umgegangen. Dies führt zu Verwechslungen und zu Verunsicherungen bei den Patienten. Dabei ist eines klar: Heilpraktiker sind keine Psychotherapeuten und dürfen sich nicht so bezeichnen. Sie nennen sich daher oft „Heilpraxis für Psychotherapie“ oder „Heilpraktiker für Psychotherapie“.
Heilpraktiker verfügen über keine Approbation. Die Berufsbezeichnung Heilpraktiker wird üblicherweise vom Gesundheitsamt erteilt. Damit wird die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde gemäß dem Heilpraktikergesetz erlaubt. Zum Erhalt dieser Erlaubnis muss der Antragsteller das 25. Lebensjahr vollendet haben. Er muss mindestens eine abgeschlossene Volksschulbildung (wenigstens den Hauptschulabschluss) nachweisen, sittlich zuverlässig sein und in gesundheitlicher Hinsicht zur Ausübung des Berufs geeignet sein. Bei der Überprüfung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten durch das Gesundheitsamt muss er nachweisen, dass die Ausübung der Heilkunde durch ihn keine Gefahr für die Volksgesundheit bedeutet.
Heilpraktiker mit einer umfassenden Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde (auch großer Heilpraktikerschein genannt) dürfen körperliche und seelische Leiden feststellen und Therapie mit körperlichen Behandlungen durchführen. Sie wenden für Diagnose und Therapie oftmals Methoden der Naturheilkunde oder der Alternativmedizin an.
Heilpraktiker für Psychotherapie verfügen lediglich über eine eingeschränkte Heilkundeerlaubnis auf dem Gebiet der Psychotherapie (auch kleiner Heilpraktikerschein genannt). Bei Heilpraktikern für Psychotherapie ist nicht sichergestellt, dass sie über ausreichende Qualifizierungen verfügen, um psychische Störungen oder Erkrankungen mit wissenschaftlich anerkannten Methoden behandeln zu können. Aus diesem Grund werden psychotherapeutische Behandlung durch Heilpraktiker regelhaft nicht von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen.
Dennoch ist es so, dass einige Heilpraktiker für Psychotherapie über Hochschulabschlüsse sowie interessante und wirksame therapeutische Zusatzausbildungen verfügen. Aus diesem Grund werden von manchen privaten Krankenversicherungen die Rechnungen von Heilpraktikern für Psychotherapie ganz oder teilweise übernommen. 
 

Was sind Therapeut, Coach, Supervisor, Trainer oder Berater?

   Im Gegensatz zu den Berufsbezeichnungen Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut oder Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sind die Bezeichnungen Therapeut, Coach, Supervisor, Trainer oder Berater nicht gesetzlich gestützt. Das bedeutet im Endeffekt, dass sich jeder so bezeichnen darf. Demnach gibt es keine unabhängige staatliche oder andere öffentliche Stelle, welche eine Aufsicht über Qualitätsstandards führt. Somit ist nicht geregelt, welche Ausbildung und Fähigkeiten derjenige hat, der sich so bezeichnet. Ebenso wenige gibt es Richtlinien und Vorgaben, die sein Handeln in seinem Tätigkeitsfeld bestimmen.  

Was ist ein Psychoanalytiker?

  Psychoanalytiker werden Therapeuten genannt, die Psychoanalysen anbieten. Sie können Ärztliche Psychotherapeuten, Psychologische Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sein. Die Bezeichnung Psychoanalytiker benennt somit nur das vom Therapeuten ausgeübte Verfahren und den Schwerpunkt, in dem er ausgebildet ist.